Hallo Nähguru oder -anfänger!

Hast Du schon gesehen, dass der Taschen Sew Along bei Katharina von greenfietsen und Katharina von 4Freizeiten in eine neue Runde geht? Im Januar mit dem Motto „Stoffbeutel“. Zwangsläufig denke ich da immer an die ollen Jutebeutel der 90er. Aber zum Glück geht es in der Nähwelt ja immer etwas bunter zu. Sew Alongs finde ich immer spannend, obwohl ich für mich beschlossen habe, keine Taschen mehr „auf Vorrat“ zu nähen. Zusammen mit gekauften Taschen habe ich bestimmt so an die 50 Stück. Sie hängen an der Wand neben der Kellertreppe und inzwischen muss ich mich schon ganz schön daran vorbeizwängen. Das nervt und außerdem nehme ich maximal die Hälfte der Taschen her. Da muss demnächst mal was passieren…so geht das ja nicht weiter. Ha, Du merkst schon, dass ich noch voller guter Vorsätze stecke, was?

Pantone sagt #Greenery

Greenery ist die Farbe des Jahres 2017. Behauptet zumindest Herr Pantone. Bei mir ist und bleibt es Pink. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist auch bei Kati von Malamü Pink noch sehr angesagt. So, Herr Pantone, zwei gegen einen. Was sagen Sie nun? Nun gut, Grün passt hervorragend zum heutigen Thema. Wart mal ab …

Gute Vorsätze und so

So, nach dieser geständigen Einleitung kommt der Schwenk zur Realität: Im Januar nähe ich beim Sew Along mit. Und zwar eine Tasche. Ja, wirklich. Allerdings nicht irgendeine 347ste Soundso-Tasche, sondern kleine aber feine Obstbeutel, die mich ab sofort beim Einkaufen begleiten. Der Haupteinkauf wird ja in den gepimpten IKEA-Taschen verstaut. Diese Taschen sind hier nicht mehr wegzudenken. Ich liebe sie, denn ganz egal, wieviel ich rein packe…sie halten es aus. Plastiktüten habe ich im Supermarkt schon bestimmt die letzten 15 Jahre nicht mehr gekauft oder benutzt. Als Gewohnheitstier gehe ich schon seit jeher mit eigener Tasche einkaufen. Und trotzdem fällt immer wieder eine ganze Menge Müll an. Alles ist zig mal verpackt. So ein Schmarrn.

Schluss mit lustig Plastik!

Bei Obst und Gemüse verzichte ich auch weitgehend auf diese ollen Plastiktüten, die man mit eiskalten Fingern bei diesem Wetter sowieso nicht auseinander pfriemeln kann. Ich pappe einfach das Preisschild direkt auf die Zucchini, die Aubergine oder den Ingwer. Haben doch, wenn mans genau nimmt, schon tausend Leute in der Hand gehabt, bis es im Laden im Regal liegt. Da kommt es auf eine mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr an. Also darf die Kassiererin auch nochmal anfassen. Wenn Du jetzt die Nase rümpfst, dann überleg doch mal, ob das wirklich so viel hygienischer ist, wenn Obst- und Gemüse in Plastikbeutel verpackt wird. Wird doch zuhause sowieso gewaschen, meist geschält und zusätzlich das Gemüse auch noch gekocht. Da sind die drei Bakterien der Verkäuferin wahrscheinlich eher zu vernachlässigen. Die Entsorgung der Plastikverpackung ist bestimmt giftiger.

Das Tomaten-Transportproblem

Bei Tomaten klappt das dann schon wieder nicht so gut mit dem Beutelverzicht. Das wäre ein echtes Transportproblem. Schließlich möchte ich zuhause keine Tomatensuppe in der Tasche vorfinden. Deshalb mache ich beim Sew Along mit und habe mir meine eigenen Obst- und Gemüsebeutel genäht. Zusammen mit der gepimpten Ikea-Tasche sind sie ab sofort bei jedem Einkauf dabei. Gesehen hatte ich die Idee vor einiger Zeit bei Bine von echtknorke und war so begeistert, dass ich mir gleich den Tüllstoff bestellt hatte. Und frag mich nicht, wie das passieren konnte….das ganze Vorhaben ist mir irgendwie völlig untergegangen. Gut, dass mich Katharina wieder wachgerüttelt hat.

Willst Du mal gucken, wie einfach die Beutel zu nähen sind? Es ist ganz egal, ob Du schon in der Profiliga nähst, oder gerade damit angefangen hast. In der folgenden Anleitung findest Du eine Materialliste, die Maße der Schnittteile und eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wir nähen den Obstbeutel mit französischen Nähten, so haben wir innen keine unsauberen Kanten.

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Ich schiebe hier mal eben ein kleines Update (11.01.2017) ein, da die Überlegung aufkam, ob der Beutel nicht viel zu schwer sei und man mächtig draufzahlen würde. Hier das Ergebnis auf Insta


Update Ende *****

Schnitt und Nähanleitung für „Obst- und Gemüsebeutel“ mit französischen Nähten – #stoffstattplastik

Materialliste für einen Beutel:

Beschreibung, welches Stoffteil wofür ist.

  • 2 Stoffstreifen 8 x 32 cm für den Tunnelzug (bei gemustertem Stoff darauf achten, dass das Motiv später nicht auf dem Kopf steht)
  • 2 Stoffstreifen 10 x 32 cm für die obere Beutelkante
  • 2 Stoffstreifen 12 x 32 cm für die untere Beutelkante
  • 2 Stücke Tüllstoff 24 x 32 cm für die Beutelmitte (Organza geht auch, wenn er nicht zu dunkel ist und man noch durchgucken kann)
  • 1 Kordel ca. 120 cm
  • optional noch Webbänder und anderen Tüddelkram zur Verzierung

Werkzeug:

Die Anleitung beschreibt das Nähen des Beutels mit dem Geradstich einer normalen Nähmaschine. Möchtest Du die Ovi einsetzen, musst Du die Nahtzugaben wahrscheinlich etwas anpassen.

Hinweis:

Nahtzugaben sind bereits alle enthalten. Jeweils 2 cm, da französische Nähte doppelt genäht werden. Wir nähen immer mit einer Nahtzugabe von 1 cm – und das zweimal pro Naht. Abgesteppt wird mit etwa 0,75 cm bzw. füßchenbreit.

Nutzung:

Du darfst diese Anleitung für Dich selbst verwenden und auch Beutel danach nähen, die Du verkaufst. Vielleicht gibst Du auch Nähkurse und möchtest mit Deinen Schülern so einen farbenfrohen Beutel anfertigen. Nur zu! Wenn Du Deine genähten Beutel auf Deinem Blog, auf Facebook etc. zeigst, freue ich mich riesig über einen Link.

Kopieren oder verkaufen darst Du die Anleitung oder einzelne Fotos hingegen nicht. Das hattest Du sicherlich auch nicht vor, oder? Leider kommt sowas aber immer mal wieder vor, darum erwähne ich es einfach mal. Es ist erst ein paar Tage her, dass ich ein Foto meiner gepimpten Ikea-Tasche auf einem anderen Blog entdeckt hatte. Brauchst Du wirklich mal ein Foto für eines Deiner Projekte, melde Dich doch einfach bei mir. 

Los geht’s:

So, genug geplaudert. Viel Spaß beim Nähen!

Zitatenliste

 

Schritt 1:

Links auf links nähen

Zuerst nähen wir den Stoff der oberen Beutelkante (hier der grüne mit den Sternen) an den Tüll. Weil die Nahtkanten innen ja nicht offen sein sollen, musst du jetzt für einen Moment alles, was du die letzten Jahre gelernt hast, nämlich rechts auf rechts zu nähen, vergessen. Wir nähen links auf links. Ich kürze das im weiteren Text mit LAL ab. Das Ganze natürlich ebenso bei der unteren Beutelkante.
Du nähst also zunächst je 2 Stoffstreifen an ein Tüllstück (Stoff – Tüll – Stoff).

 

So sieht die Rückseite dann aus

So haben wir innen keine hässliche Kante. Dafür außen. Keine Angst das bleibt nicht so.

 

Schritt 2:

Nahtzugabe ein bisschen kürzen

Die Nahtzugaben aller vier Nähte werden nun ein Stück gekürzt, damit sie später nicht raus blitzen. Mache sie nicht zu kurz, damit sie schön glatt liegen bleiben.

 

Schritt 3:

Kanten ausbügeln und Stoffe rechts auf rechts klappen

Jetzt gehts ab zum Bügeleisen. Die Nähte werden alle schön ausgebügelt und die Stoffe direkt an der Naht rechts auf rechts auf den Tüll geklappt und noch einmal platt gebügelt.

 

Tunnelzugstreifen an den kurzen Seiten 2 cm umbügeln

Bei den beiden Tunnelzugstreifen misst Du auf jeder kurzen Seite 2 cm ab und bügelst LAL um. Klappe die Enden wieder auf und schlage den Stoff 1 cm nach innen, also bis zur Bügelkante. Das Ganze schlägst Du nochmal 1 cm nach innen. Nun ist die offene Kante nach innen geschlagen und kann nicht mehr ausfransen. Anschließend geht’s zurück an die Nähmaschine.

 

Schritt 4:

Tunnelzugseilen wieder aufklappen und doppelt je 1,5 cm falten. Anschließend absteppen

Die vier umgeschlagenen Kanten der Tunnelzugstreifen steppst Du nun von rechts (also von der schönen Seite) fest. Ich mache das füßchenbreit, also 0,75 cm. Das passt bei einer Kante von 1 cm recht gut. 

 

Schritt 5:

Die Tunnelzugstreifen an der langen Kante links auf links klappen und fixieren

Entlang der langen Kante klappst Du nun die Tunnelzugstreifen mittig LAL zusammen und fixierst sie mit Klammern oder Nadeln. Jetzt kannst Du die Streifen erst mal eine ganze Weile zur Seite legen. Diese werden nämlich erst ganz zum Schluss an den Beutel genäht.

 

Schritt 6:

Betuelseiten je rechts auf rechts an den Kanten nähen

Bei beiden Beutelteilen, die Du soeben gebügelt hast, nähst Du jetzt rechts auf rechts die äußeren Kanten mit einer Nahtzugabe von 1 cm. Die Nahtzugabe der vorherigen Nähte liegt jetzt zwischen Stoff und Tüll und wird von dieser Naht umschlossen.

 

Auf der Rückseite sieht man jetzt eine saubere, geschlossenen und französische Naht

Hier siehst Du, wie ordentlich das Ergebnis von innen aussieht. Nicht franst aus, nichts hängt in der Gegend rum.

 

Schritt 7:

Beutelteile von rechts bügeln

Damit es auf der schönen Stoffseite auch so ordentlich aussieht, rennst Du wieder zum Bügeleisen. Bügle beide Teile von der rechten Seite schön glatt.

 

Auf der rechten Seite der Beutesteile die Kanten füßchenbreit absteppen

Anschließend steppst Du – ebenfalls von der rechten Seite – die platt gebügelte Nahtzugabe am Stoff fest.

 

Auch in der oberen Hälfte wird von rechts füßchenbreit abgesteppt.

Jeweils bei den Oberteilen und bei den Unterteilen. Macht nach Adam Riese 4 x feststeppen.

 

Schritt 8:

Schnickschnack und Label auf den Beutelteilen anbringen

Jetzt kommt der Tüddelkram dran, den Du AUF den Beutelteilen anbringen möchtest. Webbänder, die zum Beispiel an der Seitennaht fixiert werden sollen, kommen erst in Schritt 10 dran (das liegt an den doppelten Nähten). Ich nähe zunächst nur mein Label mittig auf.

Beachte beim Aufnähen der Verzierungen, dass Du an allen Außenkanten die Nahtzugabe von 2 cm frei hältst.

 

Schritt 9:

Beide Beutelteile links auf links zusammen stecken

Beide Beutelteile sind soweit fertig. Du legst sie LAL aufeinander und achtest darauf, dass die Unterteile schön aufeinander liegen.

 

Bodennaht beider Beutelteile schließen. Links auf links.

Mit Klammern fixierst Du die abgesteppten Nähte, damit sie nicht verrutschen und später noch gut aufeinander passen. Nun nähst Du die Bodennaht (siehe Herznadel) und kürzt die Nahtzugabe wieder ein bisschen.

 

Kante ausbügeln, rechts auf rechts klappen und nochmal absteppen.

Bügle die Naht wieder ordentlich aus. Dann entlang der Naht die Beutelteile rechts auf rechts aufeinander. Und wieder mit 1 cm Nahtzugabe nähen.

 

Rechts und links von der Bodennaht von der rechten Seite absteppen.

Boden wieder aufklappen. Nahtzugabe zu einer Seite klappen und feststeppen. Auf dem Bodenstück der anderen Beutelseite (hier der linke Stoff) kannst Du ebenfalls eine Steppnaht anbringen. Diese hat keine Funktion, sondern sorgt nur für eine einheitliche Optik.

 

Schritt 10:

Beutelteile links auf links legen und die Seitennähte schließen

Beutelteile liegen – wie immer – LAL. Nun werden die Seitennähte genäht (siehe Herznadeln).

 

Beutel wenden und Seitennähte und Ecken gut ausformen. Anschließend bügeln. Nun wieder zurück wenden, so dass die rechte Seite außen ist.

Anschließend Beutel wenden und sowohl die Ecken als auch die Nahtkanten sorgfältig ausformen. Das geht mit einem Holzstäbchen ganz gut. Ich habe die ausgeformten Seiten mit einigen Klammern fixiert, damit nichts verrutscht, wenn ich zum Bügeleisen eile, um die Seitennähte platt zu bügeln. An dieser Stelle ist die Bügelei wirklich wichtig, sonst wird es schwierig, eine gerade Naht auf dem Tüllabschnitt anzubringen.

 

Seitliche Verzierungen wie zum Beispiel Webband-Schlaufen werden jetzt angebracht

Möchtest Du nun noch Verzierungen wie beispielsweise Webbandschlaufen in den Seitennähten anbringen, musst Du den Beutel erst nochmal wenden, so dass Dich die schöne Seite ansieht. Verzichtest Du auf weitere Schnörkel, lasse den Beutel rechts auf rechts. Beim Anbringen von Webband etc. musst Du nun beachten, dass die Nahtzugabe nun nicht mehr ganz außen, sondern etwas eingerückt liegt (siehe Herznadeln).

 

Obstbeutel_Gemüsebeutel_genäht_21

Meine vier Webbandschlaufen habe ich innerhalb der Nahtzugabe mit Stylefix aufgeklebt, damit sich nichts verschiebt, denn zum Nähen muss der Beutel ja wieder gewendet werden. Also: Verzierung dran und Beutel wenden.

 

Beutel wieder rechts auf rechts wenden und die Seitennähte absteppen

Der Beutel liegt jetzt rechts auf rechts. Nun werden die Seitennähte genäht (siehe Herznadeln). 

 

Schritt 11:

Tunnelzugseile rechts auf links an die oberen Bettelkanten stecken und einmal rundherum absteppen

Dein Beutel ist schon fast fertig. Einzig der Tunnelzug muss noch dran. Dazu fixierst Du den Tunnelzug mit den offenen Kanten an der Beuteloberkante. Natürlich auf der linken Seite des Beutels. Wenn Du ordentlich gearbeitet hast, passen die Tunnelzugteile nun exakt auf jeweils eine Seite des Beutels. Die Nahtzugabe der Seitennaht legst Du einfach zu einer Seite um und steckst den Tunnelzug drauf. Ich glaube, das kann man auf dem Foto ganz gut erkennen. Hast Du beide Tunnelzugteile fixiert, kannst Du einmal komplett rundherum nähen.

 

Nun ist alles angenäht. Der Beutel wird nun links auf links gewendet

Dann sieht es so aus. Kürze die Nahtzugaben. Und schon wieder muss der Beutel gewendet werden.

 

Tunnelzugstreifen rechts auf rechts fixieren und rundherum absteppen

Die Tunnelzugstreifen klappst Du nun nach außen, also rechts auf rechts auf das Beuteloberteil. Ist das Bügeleisen noch an? Dann schadet es sicher nicht, da nochmal kurz drauf zu halten. Muss aber nicht unbedingt. Entlang der oberen Beutelkante nähst Du nun die letzte Naht mit 1 cm Nahtzugabe. Einmal rundherum im Kreis.

 

Die Nahtzugabe von Betteloberteil und Tunnelzug noch von rechts füßchenbreit absteppen.

Danach steppst Du einmal rundherum die Nahtzugabe fest. Füßchenbreit bzw. etwas weniger als 1 cm.

 

Da der Beutel nun richtigherum ist, kann man auch die eingenähten Webbänder gut sehen

Guck mal. Die eingenähten Webbänder sind auch ganz prima gelungen.

 

Schritt 12:

Jetzt muss nur noch die Kordel eingefädelt werden

Was ist schon ein Tunnelzug ohne Kordel? Auf dem Foto habe ich die Kordel – hm ja, eigentlich ein Schuhbandl (bei den meisten von euch bekannt als Schnürsenkel) – so hingelegt, wie sie eingefädelt werden muss. Daher sollte die Länge etwa 4 x der Beutelbreite plus kleinem Zuschlag für den Knoten entsprechen. Mein Schuhbandl war ein kleines bisschen kürzer, aber so unwesentlich, dass es trotzdem funktioniert.

 

Fertig ist der Obst- und Gemüsebeutel

Einfädeln kannst du die Kordel entweder mit einer Sicherheitsnadel, an der Du ein Kordelende befestigst, oder aber mit so einer genialen Durchziehnadel. Kannte ich bis vor Kurzem selbst noch gar nicht und prompt lag eine unterm Weihnachtsbaum.

Fertig

Selbstgerechter Obst- und Gemüsebeutel. Keine Plastikverpackungen mehr!

Geschafft! Fertig ist Dein individueller und selbst gestaltetet Obst- und Gemüsebeutel. Hat alles gut geklappt? Oder hast du noch Fragen? Hinterlasse gerne einen Kommentar. 

Es freut mich, dass Du hier vorbeigeschaut hast. Bis zum nächsten Mal.

P. S. Bald startet die Reihe „Reni lernt nähen“. Bist Du noch Näheinsteiger, ist das bestimmt was für Dich. Reni ist nämlich auch noch völlig grün hinter den Nähohren und ich versuche ihr einige Dinge beizubringen.

 

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