* Edit 03.03.2017: kurzer Nachtrag, nachdem der grünen Ösi wohl nicht bundesweit vertreten und somit einigen von euch unbekannt ist (womit Runde 2 des Duells nun eindeutig belegt wäre). Beim grünen Ösi handelt es sich um eine österreichische Einrichtungshauskette namens mömax. So, jetzt weisste Bescheid ;-) – Edit Ende

 

Hallo Taschenfreak,

habe ich noch vor nicht allzu langer Zeit behauptet, dass ich keine Taschen mehr nähe, schon habe ich meine eigene, mir selbst auferlegte Regel gebrochen. Zur Verteidigung kann ich vorbringen, dass das selbstverständlich ausschließlich zu Forschungszwecken geschehen ist und nicht etwa, weil ich doch eine Schwäche für Taschen habe. Wo denkst du hin?

Mein Tutorial zum Pimpen des blauen Taschen-Schweden ist inzwischen mit Abstand der meistgelesene Post der Tophill*Kitchen. Und auch auf Pinterest oft geteilt. Das freut mein Bastelherz natürlich sehr, weil mir das zeigt, was meinen treuen und auch den Gelegenheits-Lesern gefällt. Inzwischen habe ich bestimmt so an die zehn Schweden gepimpt. Von Malmue-Kati hab ich auch schon eine tolle Version gesehen. Nun ist das Unvorstellbare passiert: alle seit meiner Jugend angehäuften blauen Taschen sind verarbeitet oder wie man neudeutsch ja sagt, sie wurden dem Upcycling unterzogen. Immer noch mein Hasswort Nummer 1, aber was soll’s?!

Und so hat sich das alles abgespielt.

Mein Besuch beim blauen Schweden

Naiv wie ich nun mal bin, fuhr ich zu besagtem Einrichtungshaus, das praktischerweise auf dem Arbeitsweg liegt. Naja, was heißt praktischerweise. Manchmal ist es ja Fluch und Segen zugleich. Ich also ins Möbelhaus. Treppe rauf, Abkürzung entgegen der vorgeschriebenen Wanderroute genommen, Treppe wieder runter…schließlich hatte ich nur ein Ziel: Taschen-Nachschub zu kaufen. Und nein, heute brauche ich keine Kerzen und keine Blumenvasen. Auch keine Servietten und lasst mich bloß mit Handtüchern in den neusten Trendfarben in Ruhe. Bei der Bettwäsche muss ich dann nochmal ganz stark sein, dafür bin ich irgendwie total anfällig. Ruhig bleiben, tief durchatmen und schnurstracks durch die Abteilung. Geschafft. An der Kasse angekommen, schnappte ich mir eine blaue Tasche und faltete sie auseinander – sehr zum Ärger des Personals, von dem ich einen strengen Blick erntete. Wer nichts einkauft braucht ja wohl auch keine Tasche – BÄM!!! Dabei wollte ich doch nur mal sehen, wie groß die Tasche ist, da es ja verschiedene Größen gibt. Und was musste ich feststellen? Meine heiß geliebten Taschen, die einst so toll genäht waren, sind von nun an nur noch heiß zusammen gepresst und haben jetzt so Rillen, die an eine frisch präparierte Skipiste erinnern. An der Stabilität zweifle ich nicht, aber was ist nun mit „ein Stück der Bodennaht auftrennen, um die gepimpte Tasche später wenden zu können“? Das kannst du nun knicken. Ich meine, die hätten ja ruhig mal fragen können, ob das in Ordnung geht oder den Nähfreak vielleicht in irgendeiner Art und Weise stört. Ob ich sauer oder enttäuscht war, kann ich nicht mehr so genau sagen. Ich versuchte der inzwischen doch recht freundlichen Dame im gelben Poloshirt eine gelbe Tasche abzuschwatzen. Denn die Gelben sind noch genäht, wie sich das gehört. Natürlich hätte ich die Tasche bezahlt, keine Frage, aber erfolglos zog ich dann irgendwann ab – da war einfach nix zu machen. Ach ja, so ein blaues Presstaschen-Exemplar habe ich schon noch erstanden. Auch zu Forschungszwecken ;-)

Szenenwechsel.

Kerzen vom grünen Ösi

Wochen später. Nun brauchte ich Kerzen. Tja, hätte ich die damals nicht so stur beim Schweden ignoriert, hätte ich nicht nochmal losdüsen müssen. Diesmal ging ich zum grünen Ösi, weil ich die Kerzen dort viel schöner finde und außerdem brennen die ewig. Einkaufszettel: zwei graue Kerzen. Realität: fünf graue Kerzen in verschiedenen Größen, ein weißer Übertopf und ein Schraubglas für die Küche. Auch beim grünen Ösi muss man einmal das komplette Ladenlokal umrunden, bevor man zur Kasse kommt. Mach das mal, mit all dem Krimskrams unterm Arm. Wie gut, dass das Gesamtkonzept dem des Schweden fast aufs Haar gleicht und auch dort Packesel-Taschen-to-go zur Verfügung gestellt werden. Große grüne Monsterbags. Der Weg zur Kasse war gesichert. Doch was kommt danach? Typischer Anfängerfehler, ich war ohne Tasche losgezogen. In der Schlage stehend – und das ist echt bemerkenswert: in den letzten fünf Jahren war von den vier zur Verfügung stehenden Kassen stets nur eine geöffnet – begutachtete ich die grüne Ösitasche. Hach, mein Herz ging auf, denn ich sah Nähte. Richtig echte Nähte. Im Grunde könnte ich den Post hier beenden, denn du weißt ja schon, was jetzt kommt.

Der blaue Schwede hatte eventuell Konkurrenz bekommen. Das wollte ich mir mal näher ansehen.

blaue Ikea-Tasche und grüne Mömax-Tasche

Das Duell: Blauer Schwede vs. grüner Ösi

Im Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gunst der Selbermacherin mussten blauer Schwede und grüner Ösi in folgenden Disziplinen antreten:

  • Name
  • Bekanntheit
  • Farbe
  • Größe
  • Verarbeitung
  • Special Features
  • Preis

 

Runde 1: Der Name

Der blaue Schwede heißt bekanntermaßen ja Frakta (das schwedische Wort für transportieren). Vielleicht ist es ja eher eine Schwedin? Ich bleibe dennoch bei der männlichen Variante, das passt mir irgendwie besser. Der grüne Ösi ist eher ein Mädchen und scheinbar niedlich obendrein. „Mömi“. Halten wir fest, Namen sind Geschmackssache. Auch hier mache ich keine Kompromisse und es ist und bleibt für mich der nett gemeinte grüne Ösi.

Die Runde geht 0:0 aus, da ich beide Namen nicht für kreative Höchstleistung auszeichnen würde.

Runde 2: Die Bekanntheit

Blauer Schwede – kennt jeder. Keine Frage. Wer kennt den grünen Ösi? Wer hortet grüne Ösis daheim und wer kann wie aus der Pistole geschossen sagen, wie der Ösi heißt, ohne hier im Post zu spicken? Ich muss zugeben, das ich Mömi erst bei Gockel nachschlagen musste – sonst wäre Runde 1 glatt ins Wasser gefallen.

Ich denke wir sind uns einig, dass der Schwede hier absolut die Nase vorne hat 1:0 für Blau!

Runde 3: Die Farbe

Der blaue Schwede ist blau. Wir kennen, lieben und sammeln ihn seit Menschengedenken. Wir erkennen ihn in Entfernungen, in die wir eigentlich gar nicht gucken können. Gelb und Blau haben sich so sehr in unser Frauen-Einkaufsgen eingebrannt, wie das Ferrari-Rot bei unseren männlichen Zeitgenossen.

Der grüne Ösi ist grün. Logisch. Das Grün ist nicht so knallig, wie das schwedische Blau und kommt eher ruhig daher. Poppig sind die pinken Henkel, die sich echt abheben. Alles in allem finde ich die Farbe nicht schlecht und im Jahr der Grüntöne kann da noch eine ganz große Taschenkarriere bevorstehen.

Es steht 1:1 und der Ösi gleicht aus, weil er mit seinem unauffälligen Grün begeistert und nicht so hemmungslos durchknallt.

Runde 4: Die Größe

Auf die Größe kommt’s ja bekanntlich nicht an. Meistens. Oft. Naja, manchmal. Heute schon. Während der beruhigend grüne Ösi Mömi ausschließlich in XL daherkommt und auf den ersten Blick ein bisschen übertrieben wirkt, gibt es auf der blauen Seite Groß-Frakta und Klein-Frakta. Während ich mich immer noch frage, wozu die Kleene gut sein soll, denn alles, was da rein passt, kann ich auch mit einer Hand tragen, bin ich auch am Grübeln, wer Grün-Mömi schleppen soll, wenn man ihn mal Oberkante-Unterlippe vollpackt. Wahrscheinlich hat jede Größe irgendwie eine Daseinsberechtigung und beim Promi-Dinner gäbe jetzt für beide einen „wirklich total lieb gemeinten Punkt, obwohl es nicht geschmeckt hat“. Über solche Floskeln könnte ich ja direkt einen eigenen Post schreiben. Merkst du, wie mein Blutdruck da in die Höhe schießt? Ich vergebe jedoch nur einen Punkt an den Schweden, weil die Größe(n) alltagstauglicher ist/sind.

Die Größen kannst Du hier und hier nachschlagen. Ich empfehle Dir, beim Pimpen der Taschen vorher nochmal genau Maß zu nehmen.

In Runde 4 steht es 2:1 und es bleibt weiter spannend

Runde 5: Die Verarbeitung

An der Verarbeitung von Team Blau gibts im Grunde nichts zu meckern. Noch nie in meinem doch schon relativ langen Leben ist mir eine Tasche durch- oder der Henkel abgerissen. Im Prinzip ist das alles, was eine Tasche können muss, oder? Ähnlich in Team Grün, wobei sich das Material doch einen Hauch dünner und nicht ganz so starr anfühlt. Weil ich hier aber nicht Stiftung Warendingsbums oder Verbraucherschützer spiele, sondern die besagten Versuchsobjekte auf DIY-Tauglichkeit prüfe, beeindrucken die grünen Nähte, die getrennt und anschließend wieder verschlossen werden können mehr als der heißgepresste Taschenboden in Blau. Die Henkel beider Parteien unterscheiden sich nicht wesentlich, wobei der blau-gelbe etwas weiter unten (also mitten auf dem Taschenkorpus) angenäht ist und die Abtrennerei ganz schön viel Zeit in Anspruch nimmt, während der pinke Henkel am oberen Rand befestigt ist und einfach abgeschnitten werden kann/muss. Warum das so ist, verrate ich in Runde 6.

Runde 5 – es steht 2:2. Grün holt souverän auf.

Runde 6: Special Features

Als Special Feature kann der grüne Ösi mit einem Druckknopf, am oberen Taschenrand und mittig angebracht, glänzen. Für die ursprüngliche Verwendung der Tasche ein absoluter Pluspunkt. Beim Pimpen eher hinderlich, weil der Knopf nicht entfernt werden kann und genau dort genäht werden müsste. Weil aber, wie in Runde 5 schon angedeutet, die Henkel ebenfalls am oberen Rand und nur dort angebracht sind, lohnt es sich, den Rand einfach rundherum abzuschneiden und man ist alle Sorgen mit einem Schnitt los, während bei Blau einige Trennzeit verstreicht.

Henkel von grüner Mömax-Tasche abschneiden

Runde 6 geht aus ganz persönlicher Auftrenn-Abneigung an den grünen Ösi, der nun mit 2:3 in Führung gegangen ist.

Runde 7: Der Preis 

Blau: 0,50 Euro
Grün: 0,99 Euro
Was meinst Du? Ich denke dass der grüne Ösi gut gemacht ist und für bestimmte Großeinsätze wie Altpapier entsorgen oder Pfandflaschen zurück bringen total gut geeignet ist. Den doppelten Schweden-Preis finde ich aber schon enorm. Nicht, dass der eine Euro jetzt eine Loch in die Haushaltskasse reißen würde, doch im direkten Vergleich ist der Preisunterschied einfach zu groß – Nähte hin oder her.

Runde 7: Klarer Sieg für den blauen Schweden. Ausgleich zum 3:3.

Unentschieden also

Zum Ergebnis ist noch zu erwähnen, dass es sich hier um keine fachlich fundierte Studie sondern um nichts weiter als meine subjektive Meinung handelt und das Duell „Blauer Schwede vs. grüner Ösi“ mit einem Augenzwinkern verstanden werden möchte.

Nähe dir doch auch einen grünen Ösi

Meine Botschaft ist lediglich die, dass sich auch der grüne Ösi prima pimpen lässt. Dafür kannst du im Prinzip dem Tutorial für den Schweden folgen, mit minimalen Änderungen in der Vorgehensweise:

  • oberen Taschenrand abschneiden
  • die aufzutrennende Bodennaht befindet sich nicht in der Mitte, sondern an der Seite, da der grüne Taschenschnitt etwas anders ist. Beim Maßnehmen beeinträchtigt der etwas andere Schnitt nicht.

Als Anregung gibt es hier noch ein paar Bilder meiner hirschverliebten Tasche aus Softshell, Jeans und Grün. Ist der Hirschplot nicht sowas von genial? Weil ich so hirschverliebt bin, wurde ich von Christiane aka Chrissibag zum Hirschester gekürt, auserwählt, gekrönt. Nein, natürlich nichts dergleichen. Sie fragte mich einfach, ob ich ihr neues Plottermotiv denn testen wolle? Was für eine Frage. Na klar. Dass die grüne Ösitasche entsteht war da schon klar und alle Teile waren zugeschnitten. Dass sie nun in so einem geilen Hirschoutfit unterwegs ist, muss ein Wink des Schicksals sein. Danke Christiane! Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen.

Riesige Tasche selbst genäht

Grau blaue Tasche mit Hirschmotiv selber machen

Viel Stauraum in gepimpter Tasche

An den oberen Ecken habe ich noch Nieten angebracht. Diese geben der Tasche eine bessere Form.

 

 

Mömax Tasche umnäht

Wie du siehst … Stauraum ohne Ende.

 

 

Grüner Ösi mit Hirsch_7558

Geheimtipp:
Das Hirschmotiv gibt’s in Kürze als Freebie bei Chrissibag. Ist das nicht cool?

 

Machs gut, viel Spaß bei deinen Taschenvorhaben und bis bald
Steffi

 

Verlinkt: RUMS, Taschen und Täschchen einer tollen Linkparty, der kürzlich noch das Aus drohte. Zum Glück konnte dieses abgewendet werden und die Party läuft sogar auf einem eigenen Partyblog weiter.