Hallo und willkommen im Fast-Frühling, den Sturm Eberhard ja nochmal so richtig gecrashed hat! Eine Nisthilfe für Insekten zu bauen ist nicht schwierig, aber doch ziemlich anstrengend. Also ein geeignetes Projekt für kalte Wintertage.

Nisthilfe Titelbild mit ordentlichen Löchern in Hartholz

Gebohrt statt genäht

Ich habe mich ja hier schon lange nicht mehr blicken lassen. Und das, obwohl es tausend Ideen und Projekte gab und gibt. Unfallbedingt konnte ich die letzten Wochen kaum sitzen und brauchte viel Bewegung. Nicht gerade gute Voraussetzungen für einen Bürojob, aber inzwischen geht es wieder so einigermaßen. Es hat allerdings dazu geführt, dass ich nun eine ganze Weile nicht mehr nähen konnte. So nach und nach geht es jetzt in kleineren Etappen wieder und ich habe fest vor, mich öfter mal zu melden.

Stehen statt sitzen

Wenn man nicht sitzen kann, kann man aber immerhin in der Werkstatt stehen und sich trotzdem kreativ beschäftigen. Ich liebe ja meinen Bastelkeller, den ich die letzten zwei Winter renoviert habe. Immer so ein bisschen nebenbei. Außerdem ist er beheizt und so macht es gleich doppelt Spaß. Säge, Bohrmaschine und Schleifpapier und ich bin glücklich.

Respektiere die Tiere und drehe ihnen keinen Schrott an!

Eine Nisthilfe für Insekten wollte ich schon letztes Jahr aufhängen, aber ich bin mal wieder nicht fertig geworden. Mit diesen blödsinnigen in China gefertigten Häuschen aus dem Bau- oder Gartenmarkt wollte ich mich nicht zufrieden geben, denn die Verarbeitung ist dermaßen schlecht und gefährlich für die kleinen Tierchen, dass es eigentlich schon an Frechheit grenzt, diese auch nur anzubieten. Ein bisschen mehr Respekt sollten wir unserer Tierwelt schon entgegenbringen.

Selbst ist die Frau

Also habe ich kurzerhand selbst hunderte von Löchern in Hartholz gebohrt. Ca. 9-10 cm tief und mit Durchmessern von 3-10 mm. Es soll ja für jeden Mietinteressenten die passende Wohnung dabei sein. Wer schon mal in Hartholz gebohrt hat, weiß, dass das ganz schön anstrengend ist. Und der Akku der Bohrmaschine hat sich auch früher als sonst verabschiedet. Immer mal wieder wurden ein paar Löcher gebohrt, bis endlich alles fertig war. Zugegeben, eine 4er-Wohnung ist nicht beziehbar. Irgendwann war mein Arm so erschöpft vom Bohren und ich war total unkonzentriert und zinggggg, schon war der 4er-Bohrer abgebrochen.

Standort und Bausubstanz sind entscheidend

Vor dem Bau des Korpus, galt es den optimalen Standplatz zu identifizieren. Die Nisthilfe sollte Richtung Süd-Ost bis Süd-West ausgerichtet sein, damit es den Bewohnern nicht Wind und Wasser um die Ohren haut, weil die Brut dann zu verschimmeln droht. Wir möchten ja auch nicht in einer Schimmelbude wohnen. Da es am Haus keinen Dachüberstand gibt und die Hauswand nicht für Aufhängungen jeglicher Art geeignet ist, musste ein Platz im Garten gefunden werden. Schnell war klar, dass es eine Palisade des Zauns wird, die als Standort herhalten muss, dann passt auch die Ausrichtung Süd-Südwest.

Puh, die meisten Palisaden waren ja schon relativ morsch. Aber diese eine war noch total gut in Schuss. Und so baute ich ein kleines Häuschen, das ich geölt habe, damit es dem Wetter besser trotzt. Das Dach ist oben mit einer Folie bespannt, die ich an der Unterkante festgetackert habe. Dachpappe wäre natürlich eine Alternative gewesen, aber ich habe sie nur mit mindestens 2qm Größe gefunden. Das war mir dann doch etwas zu kostspielig. Und wohin mit dem ganzen Rest?

Begrüntes Dach war ein must have

Also verwendete ich Folie und auf dem Dachbrett habe ich rundherum Leisten angebracht. Auf der Rückseite hat die Leiste unten einige Ausschnitte, damit das Wasser gut ablaufen kann. Ich wollte ja schon immer gerne ein Vogelfutterhaus mit begrüntem Dach, habe es aber nie umgesetzt. Das war jetzt also DIE Gelegenheit, das Dach der Nisthilfe für Insekten zu begrünen.

Aus Hasendraht habe ich noch einen Korb gebogen, der aufs Dach passt. Ich bilde mir ein, dass es von Vorteil für eine stabile Anwurzelung der Pflanzen sein könnte. Das Dach ist ja ziemlich abschüssig. Split rein, bisschen magere Erde rein und die sechs Hauswurze, die ich gekauft hatte. Schnell noch ein bisschen Moos aus dem Garten mit dazu und fertig war die Chose. Die Pflanzen wachsen ja noch und mit ein bisschen Glück ist das Dach nächstes Jahr zugewachsen. Leider kann ich nur den vorderen Rand sehen, weil das Häuschen ungefähr auf Augenhöhe steht. 

Nisthilfe bekommt ein begrüntes Dach mit Hauswurz

Beeile Dich, es fängt an zu regnen

Das Haus hatte nun auch schon ohne Inhalt ein ordentliches Gewicht und musste auf die Palisade gewuchtet, gehalten und angeschraubt werden. Angetrieben hat mich dabei der just in diesem Moment einsetzende Nieselregen. Der grüne Türrahmen hat links zwei Scharniere und rechts sind oben und unten je zwei Schraub-Ösen angebracht. Als das Häuschen bestückt war, wurde die Türe geschlossen, die die Bewohner vor dem Specht und anderen gefräßigen Eindringlingen und Störenfrieden schützen soll. Durch die Schraub-Ösen habe ich dann einfach je einen Kabelbinder gezogen. In der Regel muss man da ja nicht jeden Tag ran. Wenn doch, dann gibt es eine Öffnungsmöglichkeit.

So sieht das fertige Nisthäuschen aus

Hier steckt viel Liebe drin

Hier kann man glaube ich recht gut sehen, dass ich beim Bohren der Löcher wirklich viel Mühe und Herzblut reingesteckt habe. Die Löcher sind alle sauber gebohrt und von innen geschliffen, auch, wenn mir das nicht immer so arg viel Spaß gemacht hat, weil es ziemlich pfriemelig ist. Aber die Bewohner sollen sich schließlich nicht verletzen und die Flügel einreißen. Ich habe also versucht, ihnen 5-Sterne-Zimmer zu gestalten. Nun bin ich natürlich gespannt, ob und wie gut die Nisthilfe angenommen wird.

Die paar hohlen Pflanzenstengel gehörten eigentlich nicht zum Plan. Da ich am Freitag beim Schneiden der Stauden ein paar Tierchen in den Stängeln entdeckt hatte, habe ich mir gedacht, hier sind sie gut aufgehoben. Die Röhrchen sind trocken, nicht scharfkantig und damit nicht gefährlich. Also kann es zumindest nicht schaden und Platz gab es im Häuschen ja ohnehin noch. Schlimmstenfalls mag da niemand mehr einziehen. Das werde ich dann sehen. Learning by Doing.

Sorgfältig gebohrt und geschliffen die Löcher im Hartholz 

Härtetest Sturm Eberhard – Nisthilfe für Insekten hat bestanden

Angebracht habe ich die Nisthilfe für Insekten am vergangenen Samstag und nun hat sie die Einweihung bzw. den absoluten Härtetest mit Sturm Eberhard gut hinter sich gebracht. Alles ist noch an seinem Platz und nichts ist nass geworden. Sieht ganz so aus, als ob ich die grundlegenden Dinge richtig gelöst hätte.

Recherche und viele nützliche Tipps

Da hat sich die Recherche ja gelohnt. Viele nützliche Hinweise bekommt man zum Beispiel hier auf der Seite Naturgartenfreunde, von Werner David, der auch einige interessante Bücher veröffentlicht hat. Gerade lese ich von ihm „Lebensraum Totholz“. Witzig, beim Blick ins Impressum habe ich gerade gesehen, dass er ganz aus der Nähe, aus Erding, kommt. Nur etwa 25 km entfernt.

Ein toller Ausblick auf die Nisthilfe

Reich gedeckter Tisch direkt neben der Nisthilfe

Hier in einem der vielen Beete haben die Bewohner auch bald und bis in den späten Herbst hinein einen reich gedeckten Tisch an einheimischen Stauden und vielen pollenhaltigen Blüten. Ich bin gespannt, ob es ihnen behagt, direkt neben dem Buffet zu wohnen. Ich hoffe natürlich sehr, dass das Urteil besser ausfällt als „sie hat sich stets bemüht“ :-)

Die Nisthilfe macht sich im Garten wirklich gut.

Auf einen tollen Sommer 2019 mit interessanten und spannenden Erkenntnissen zur Insektenwelt.

Bald bepflanze ich meine Kisten, die ich letztes Jahr gebaut habe wieder mit weiteren Insekten-Leckereien.

Liebe Grüße
Steffi